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Haustiere und Silvester

Silvester- des einen Freud, des anderen Leid

Viele Hundebesitzer kennen das alljährliche Problem. Was für uns Menschen um den Jahreswechsel ein schöner Brauch ist, ist für manche Hunde ein regelrechter Albtraum. Sobald an Silvester die erste Knallerei, hervorgerufen durch Böller, Heuler und sonstige Feuerwerkskörper, beginnt, zieht sich der sonst so aufgeweckte beste Freund mit eingeklemmter Rute und zittrigen Gliedmaßen unter das Bett zurück und kommt dort so schnell nicht mehr hervor. Für die betroffenen Besitzer wird so bereits der Gedanke an die Silvesterzeit ein Gräuel. Aus Angst um den Vierbeiner muss immer jemand zu Hause sein und an Partys in den eigenen vier Wänden ist nicht einmal zu denken.

Aber was soll man machen, wenn nicht einmal mit den besten Leckereien oder tröstenden Worten der Liebling aus seinem Versteck hervorgelockt werden kann? Zeigt der Hund am Silvesterabend lediglich leichte Unruhe, sollten Halter dieses Verhalten so weit wie möglich ignorieren. Denn: Beachten Sie Ihren Hund aufgrund seiner Angst, besteht die Gefahr, dass Sie sein Verhalten verstärken. Trösten und gutes Zureden sind menschliche Verhaltensweisen, die ein Hund so nicht versteht und als Bestätigung seiner Unsicherheit deuten kann.

Sollte ihr Hund allerdings in dieser Situation Ihre körperliche Nähe suchen, sollten Sie dies erwidern. Die beste Hilfe ist in dieser Situation Ihr Bauchgefühl, denn es gibt viele Meinungen zu diesem Thema, welche jedoch die für Ihren Vierbeiner beste Lösung ist, zeigt Ihr Hund Ihnen meistens selber sehr gut. Sie sollten sich daher nicht davor scheuen, sich auf Ihr Bauchgefühl zu verlassen. Ist die Angst vor Silvester so stark, dass Ihr Hund Symptome wie: Zittern, Hecheln, Ruhelosigkeit oder Verdauungsprobleme aufgrund des Stresses aufweist, sollten Sie dringend für Entspannung sorgen. Im besten Fall holen Sie sich dafür bereits frühzeitig Rat bei einem Verhaltensexperten (für eine langfristige Verhaltenstherapie) oder bei Ihrem Tierarzt.

Bei weniger stark betroffenen Hunden können Präparate angewandt werden, die nicht als Medikamente, sondern als Nahrungsergänzungsmittel deklariert sind, wie zum Beispiel „Zylkène“-Kapseln oder „Adaptil“-Produkte, die als Tabletten, Halsband oder Steckdosenzerstäuber erhältlich sind.

„Zylkène“ beinhaltet ein natürliches Produkt aus Casein, einem Milchprotein, welches Ihrem Tier (Hund und Katze) dabei unterstützen kann, ihr Verhalten an verschiedene Situationen besser anzupassen, um diese ausgeglichener bewältigen zu können.

„Adaptil“ ist ein Produkt das auf Basis von Pheromonen hergestellt wurde. Pheromone sind Botenstoffe die zur Informationsübertragung zwischen Individuen einer Art verwendet werden, welche zusätzlich eine beruhigende Wirkung erzielen können.

Bei extrem verängstigten Hunden ist die Anwendung von Diazepam oder Alprazolam zu erwägen, da deren Wirkstoffe angstlösend wirken. Nachteil ist die beim Hund meist kurze Wirksamkeit von maximal 5 Stunden. Zudem müssen diese Präparate bereits vor dem Auftreten der geringsten Angstsymptome gegeben werden, andernfalls kann es zu paradoxen Reaktionen kommen, d.h. die Präparate bewirken genau das Gegenteil von dem was sie eigentlich bezwecken sollen, die Erregung des Hundes wird demnach gesteigert.

Eine Art „Probelauf“ im Vorfeld von Silvester und unter Anleitung Ihres Tierarztes ist daher ratsam. Bekannte Nebenwirkungen sind vermehrter Appetit bis hin zu Fressattacken und eine gewisse Enthemmung, die sich bei potentiell aggressiven Hunden als sehr problematisch erweisen kann. Die Abgabe bzw. Verschreibung von Diazepam oder Alprazolam aus der Humanmedizin ist aber nur mit einem sogenannten Therapienotstand zu rechtfertigen, da es seit diesem Jahr ein neues Medikament gegen extreme Silvesterangst auf dem Markt gibt.

„Sileo“ mit dem Wirkstoff Dexmedetomidin. Laut den arzneimittelrechtlichen Vorschriften, ist „Sileo“ als medikamentöse Lösung für schwere und akute Geräuschangst das Medikament der Wahl. Das Präparat ist auf Gelbasis erhältlich, welches über die Backenschleimhaut aufgenommen werden muss. Es sollte nicht abgeschluckt werden. Für die richtige Anwendung und Dosierung lassen Sie sich bitte von Ihrem Tierarzt beraten.

Von medizinischen Präparaten mit dem Wirkstoff Acepromazin, die z. B. unter dem Handelsnamen „Vetranquil“, bekannt sind, möchten wir jedoch ausdrücklich abraten. Nach den neuesten Erkenntnissen ist die Gefahr bei diesem Wirkstoff, dass das Tier zwar äußerlich ruhig gestellt ist, die Geräuschempfindlichkeit jedoch um ein erhebliches gesteigert wird. Dadurch werden Panikzustände hervorgerufen, die wir von außen aber nicht wahrnehmen können, die aber für das Tier eine Katastrophe bedeuten.

Weitere Alternativen auf nicht medikamentöser Basis sind geboten durch Maßnahmen wie:

  • sich mit dem Tier in einem separaten Raum bei laut eingestelltem Fernseher oder Musik aufzuhalten
  • Lärmschutz für die Ohren (z. B. Schal, Tuch um den Kopf wickeln)
  • „Mutt Muffs“ (= spezielle Ohrschützer für Tiere)
  • „Thunder Shirt“ (ein besonders enger Body, der körperliche Nähe vermittelt)

Gerne beraten wir Sie, was für Ihr Tier am besten ist, um den Jahreswechsel so entspannt, wie möglich zu erleben bzw. zu überstehen. Bitte sprechen Sie uns rechtzeitig an, da bei einigen Medikamenten/Nahrungsergänzungsmitteln rechtzeitig mit der Gabe begonnen werden sollte (z.T. 1-2 Wochen vorher).

Ihr Team der kleinen Landtierarztpraxis